ID-Theorien
Intelligent-Design-Theorien
Eine Theorie, die über den Ursprung eines Objektes, einer Struktur oder einer Information aufgestellt wird,
befasst sich in bestimmten Bereichen der Wissenschaft stets mit ID-Merkmalen. Solche Theorien sind oft
ID-Theorien. (ID = Intelligent Design) Die entscheidende Frage, die mit solchen Theorien geklärt werden
soll, ist die, ob das Objekt oder die Information natürlichen oder intelligenten Ursprungs ist. Einher mit
dieser Fragestellung geht die Definition des Begriffes "natürlich" im Rahmen der ID-Theorien. "Natürlich"
bedeutet hier, dass ein Objekt (Struktur) oder Information nicht von einer intelligenten Person geschaffen,
bearbeitet oder verändert wurde. Den Begriff "übernatürlich" gibt es in einer Intelligent-Design-Theorie
nicht. Statt dessen spricht man von ID, also davon, dass ein Objekt (Struktur) oder Information "intelligent
designed" wurde. (siehe: 2. Schwachstelle des Naturalismus) Die Arbeit des Designers wird jedoch als
Prozess angesehen, der im Rahmen der Gesetze des Universums stattfand.
Der Begriff "Design" (in "Intelligent Design") wird am besten mit "Konstruktion" übersetzt, da die
Übernahme des ähnlichen Wortes im Deutschen, "Design", nur ansatzweise das ausdrückt, was im
Englischem damit bezeichnet wird. Konstruktion impliziert auch Teleonomie.
Zur Erkennung von ID benötigt man bestimmte charakteristische Merkmale des Objektes oder der
Struktur, die auf die Wirkung einer Intelligenz schließen lassen können. Die Erklärungsrichtung geht in
diesem Fall nicht von der Ursache zur Wirkung sondern umgekehrt.
In der Archäologie und Paläoanthropologie gehört das Suchen nach ID-Merkmalen zu den
selbstverständlichen Arbeitsmethoden der Wissenschaftler.
Bei Ausgrabungen stoßen die Wissenschaftler auf unterschiedlichste Objekte. Nicht immer kann ein
Objekt sofort korrekt klassifiziert und datiert werden. Selbst wenn die Datierung erfolgt ist, kann die Frage
offen bleiben, ob das Objekt natürlichen Ursprungs ist oder ob es von Menschen angefertigt oder
bearbeitet wurde. Diese Frage stellt sich zum Beispiel, wenn in einem Geröllhaufen ein Stein gefunden
wird, von dem anzunehmen ist, dass er in frühen Zeiten von Menschen so bearbeit wurde, dass er als
Steinkeil dienen konnte. In diesem Fall wird der Stein sorgfältig untersuchet, um herauszufinden, ob
Spuren von "intelligenten" Einwirken auf den Stein nachzuweisen sind.
Die ältesten von "intelligenten" Frühmenschen bearbeiteten Steine sind über 2 Millionen Jahre alt (relative
Altersbestimmung), die jüngsten Funde sind nur wenige 1000 Jahre alt. Einem Laien würde ein solch
bearbeiteter Stein womöglich nicht auffallen, während geübte Wissenschaftler sehr schnell die Vermutung
äußern, dass das Objekt künstlichen Ursprungs sein müsste. In einigen Fällen muss jedoch im Labor
herausgefunden werden, ob das Objekt tatsächlich künstlichen Ursprungs ist - d.h. ob das Objekt von
einem intelligenten Wesen designed wurde. Oft muss der Wissenschaftler sogar unterscheiden, ob ein
gefundener Stein das gewünschte Endprodukt der Frühmenschen ist, oder ob er selbst auch nur ein Mittel
zum Bearbeiten des Endprodukts war - ein sogenannter Schlagstein. Die Erkennung der
Bearbeitungsmerkmale wird unter Umständen durch Verwitterungserscheinung oder Bruch erschwert.
Im Laufe der Geschichte der Frühmenschen tauchen Ritz-Bilder von Tieren oder andere Symbole auf.
Diese wurden offenbar mit einem Stein in die Felswände geritzt. Auch bei der Wiedererkennung solcher
Bilder ist die Wissenschaft oft darauf angewiesen, nach ID-Merkmalen zu suchen. Ist eine Felswand so
verwittert, dass sehr alte Ritz-Bilder fast nicht mehr zu erkennen sind, ist sorgfältigste Arbeit angesagt.
Wissenschaftler erforschen jedoch auch solche Felswände, wo sie nur vermuten können, dass ritzähnliche
Vertiefungen von intelligenten Frühmenschen stammen könnten. Zur Verifizierung eines Symbols, das in
den Fels geritzt wurde, ist die Methode der ID-Theorienbildung erforderlich.
Aus der jüngeren Steinzeit sind viele Funde von ersten "Kunstgegenständen" der Frühmenschen bekannt.
Jedoch begegnet den Forschern bei der Wiedererkennung z.B. einer Plastik gelegentlich das Problem,
zu entscheiden, ob es sich tatsächlich um ein von Menschen gemachtes Produkt handelt, oder ob es
einfach "Abfall" aus der Frühzeit ist. Auch in diesem Fall muss sorgfältig nach ID-Merkmalen geforscht
werden.
In Zweigen der Geschichtswissenschaft wird mit ID-Theorien gearbeitet
In alten Bauwerken wie den ägyptischen Pyramiden oder den Steinkreisen in England wurden verborgene
Informationen gefunden. Es gibt z.B. mathematische Beziehungen in den Bemessungen der Bauwerke
oder astronomisch definierte Lagebeziehungen. Nicht immer ist sofort klar, ob solche Beziehungen
zufällig oder konstruiert sind. Es sind tiefere Forschungen erforderlich, um diese Frage zu klären.
In der Cheopspyramide ist z.B. astronomisches Wissen aus der Zeit der Erbauer verewigt worden, das
allerdings erst erkennbar wird, wenn man den Sternenhimmel aus der Erbauungszeit kennt. Das selbe
trifft auf viele andere Bauwerke zu.
Erst in jüngerer Zeit wurde mehr oder weniger zufällig entdeckt, dass viele Städte Europas, die im frühen
Mittelalter errichtet worden sind, einen mathematisch ausgefeilten Bauplan aufweisen. Diese
mathematischen Konstruktionen von Straßenführungen und Positionen von wichtigen Gebäuden bleiben
verborgen, solange man nicht danach sucht. Eine ID-Theorie zu diesem Gebiet der Wissenschaft führt zu
interessanten Voraussagen.
Die Forensik (Gruppe wissenschaftliche Arbeitsgebiete zur Analyse und Aufklärung krimineller
Handlungen) benutzt ID-Theorien
Bei sehr vielen kriminellen Delikten werden von den Tätern ihre Spuren verwischt oder sie versuchen
sogar irreführende Spuren zu legen. Aufgabe der Ermittler ist es, die wirklichen Spuren zu finden und oft
müssen sie zwischen echten Spuren (solchen, die unabdingbar sind) und künstlichen Spuren, also
solchen, die "intelligent designed" sind (vom Täter bewusst gelegt) unterscheiden.
SETI ist ein wissenschaftliches Forschungsprogramm, das der Suche nach außerirdischem
Leben dient und ohne ID-Theorie nicht arbeiten kann
Es werden ständig neue Planeten ferner Sterne entdeckt und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo
extraterrestrisches, intelligentes Leben existiert, wächst in gleicher Weise. Die Forschungsprogramme
gehen davon aus, dass eine ferne Zivilisation bemüht sein könnte, mittels Radiofrequenzen oder LASER
Signale auszustrahlen, um Kontakt mit anderen Zivilisationen aufzunehmen.
Die SETI-Forscher stehen vor dem großen Problem, aus der Fülle der Signale, die permanent aus dem
Weltraum zu uns gelangen, ein solches zu finden, das "intelligent designed" sein könnte. Diese Aufgabe
ist viel schwieriger, als man im ersten Moment annehmen könnte. "Übrigens ist die Frage, wie ein Signal
aussehen muss, damit wir von seiner intelligenten Entstehung überzeugt sein können, alles andere als
trivial", schreibt auch Richard Dawkins (Gotteswahn S. 103). Notwendigerweise haben die SETI-Forscher
eine Reihe von mathematischen Methoden entwickelt, um Signale intelligenten Ursprungs zu
identifizieren.
ID-Theorie in der Evolutions-Biologie
Während es in allen bisher besprochenen Wissenschaftszweigen selbstverständlich ist, nach ID-
Merkmalen zu suchen, um zwischen natürlichem Ursprung und intelligentem Ursprung unterscheiden zu
können, ist diese Methode in der Biologie heftig umstritten.
Hauptgrund dafür ist, dass die Suche nach ID in den biologischen Lebensformen zugleich ein
Widerspruch zur etablierten Evolutions-Theorie darstelle. Hierbei spielt jedoch ein weit verbreitetes
Missverständnis eine wesentliche Rolle, nämlich dass ID zugleich Evolution ausschließen würde. In
Wirklichkeit ist es exakt umgekehrt, nämlich gemäß der ID-Theorie zur Entstehung der vielen
Lebensformen ist programmierte Evolution das stärkste Signal für ID überhaupt. Dieser Fakt ergibt sich
besonders aus dem Wissen über Methoden, die heute von menschlichen Ingenieuren angewandt werden,
wenn sie "intelligente" Maschinen oder Roboter entwickeln. Es setzt sich nämlich immer klarer die
Überzeugung durch, dass eine Maschine oder Roboter nur dann richtig und flexibel auf sich verändernde
Arbeitsbedingungen reagieren kann, wenn genügend freie Parameter zur Veränderung (Anpassung) des
gesamten Systems zur Verfügung stehen. Erst recht ist zu erwarten, dass ein potenzieller Designer des
Lebens den biologischen Systemen eine Vielzahl an freien, variabel schaltbaren Genen mitgegeben hat.
Argumente gegen Erkennung von intelligenten Eingriffen
In einem Aufsatz "Schöpfungsglaube und „intelligentes Design" argumentiert Hansjörg Hemminger, dass
potenzielle intelligente Eingriffe im Laufe der Zeit verwischt werden und nicht mehr erkannt werden
könnten. Innerhalb eines Systems von kleinen Regenkanälen, wobei einige davon von einem spielenden
Kind angelegt worden, könne man nach einiger Zeit während der es weiterhin regnet, keinen Unterschied
zwischen den natürlichen und den künstlichen Kanälen mehr erkennen. Er schreibt: "Intelligente Eingriffe
verschwinden im Kausalnexus der Naturprozesse, sofern man sie nicht direkt beobachtet oder besondere
Umstände für ihre bleibende Erkennbarkeit sorgen. Nur kurze Zeit stand zur Verfügung, um die
spezifischen Eigenschaften eines künstlichen Kanals (gleichmäßige Tiefe, einfache geometrische Form
etc.) festzustellen. Immerhin, im Fall der Kanäle gibt es solche Eigenschaften, auch wenn sie schnell
wieder verschwinden." Seine Schlussfolgerung lautet: "Denn selbst wenn es Eingriffe einer nicht näher
bestimmten Intelligenz in die Geschichte der Lebewesen gegeben hätte, wären diese wahrscheinlich nicht
mehr erkennbar."
Nun ist zu prüfen, ob dieses Gedankenspiel für die Schlussfolgerung tauglich ist. Wir müssen zunächst
das System abgrenzen, indem die Prozesse ablaufen. Dabei handelt es sich um eine Fläche, die mit
losem Erdboden bedeckt ist, und über der ein Dauerregen herabfällt. In dem Gedankenspiel ist der
Dauerregen die verantwortliche Einflussgröße dafür, dass alle Spuren des intelligenten Eingriffes
verwischt werden. Physikalisch betrachtet, beginnen sich alle Strukturen, die aus Erdboden gebildet sind,
aufgrund der Einflussgröße aufzulösen und nach einem Gleichgewichtszustand zu streben.
Übrigbleibende Kanäle sind strukturell alle ähnlich. Insofern ist das Gedankenspiel von Hemminger
ungeeignet für seine Schlussfolgerung. Er hat lediglich gezeigt, dass ein System durch eine zersetzende
Einflussgröße derart aufgelöst werden kann, dass man die ursprünglichen Konturen der Einzelteile nicht
mehr erkennen kann.